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Auf die Details kommt es an!

26. Juni 2023 -
Auf die Details kommt es an! - © Dominik Steinhauser
© Dominik Steinhauser

Vor dem Hochstandbau stellen sich unzählige Fragen, deren fachkundige Beantwortung in einer sicheren und funktio­nellen Revier­einrichtung münden soll. Gute Planung ist Gold wert und macht sich beim Bau und im späteren Jagd­betrieb bezahlt. – 3. und letzter Teil: Auswahl von Material und Verbindungs­mitteln.

Damit Reviereinrichtungen möglichst lange und vor allem sicher im Revier ­genutzt werden können, ist die Auswahl von entsprechenden ­Materialien und Verbindungsmitteln (Schrauben, Nägel, Gewindestangen & Co) essenziell. Wer hierbei spart, braucht sich später nicht wundern, wenn bereits nach kurzer Zeit so ­manche Bauteile nicht mehr ihrer Funktion entsprechen, das heißt locker werden oder zu faulen beginnen. Das Motto muss heißen: entweder ordentlich oder gar nicht! Das bedeutet: Lieber stärkere Bauteildimensionen und robustere Verbindungsmittel wählen, anstatt nach überschaubarer Zeit mit dem Sanieren oder Reparieren beginnen zu müssen. Auf der anderen Seite heißt das aber nicht, dass man einmal einen robusten Hochstand baut und diesen im Revier sich selbst überlassen kann. Auf die zumindest jährliche Sicherheitskontrolle darf nicht vergessen werden, um Schäden frühzeitig zu erkennen, auszubessern und somit Revier­einrichtungen über viele Jahre, sogar Jahrzehnte hinweg sicher jagdlich ­nutzen zu können.

Holz & Metall

Beim Hochstandbau kommt vorrangig der Werkstoff Holz zum Einsatz. Dieser Naturwerkstoff ist nachhaltig und kann oftmals mit Übereinkunft des Wald­besitzers direkt im Revier in Form von Stangenholz geerntet werden. Hochstände aus Holz lassen sich perfekt in die Natur integrieren, egal, ob auf Wald- oder Wiesenflächen. Zudem lässt sich Holz leicht bearbeiten (sägen, ­bohren etc.) und hat ein im Verhältnis zu seiner Festigkeit eher leichtes ­Gewicht. Demgegenüber stehen allerdings auch nachteilige Eigenschaften. Holz ist ein „lebender“ Baustoff und arbeitet – es kann Feuchtigkeit auf­nehmen und auch abgeben. Bei der­artigen Quell- oder Schwindvorgängen ist es möglich, dass zum Beispiel Nägel mit der Zeit etwas herausragen und somit nachgenagelt werden müssen, um wieder optimalen Halt zu bieten. Im Zuge der Trocknung neigt Holz auch zur Rissbildung, wodurch später Feuchtigkeit ins Holzinnere gelangen und Fäulnis hervorrufen kann. Deshalb sollten nur getrocknete Stangen für den Bau von Hochständen verwendet werden. Tipp: Stangenholz in den Winter­monaten schneiden; hier erfolgt der Trocknungsvorgang eher langsam und hält die Rissbildung in Grenzen.
Immer wieder kommen auch Revier­einrichtungen aus Metall zum Einsatz. Metall – insbesondere Stahl – hat ein vielfach höheres Gewicht als Holz und eine weit höhere Festigkeit und Witterungsbeständigkeit. Dadurch können auch schlankere Bauteile verwendet werden. Es lässt sich jedoch nicht so leicht bearbeiten und kostet auch um einiges mehr als Holz. Der Werkstoff Stahl kommt beim Hochstandbau gerne bei Montagerahmen oder Erd­ankern sowie Zugseilen im Sinne der Wind­sicherung vor. Kanzelböcke als reine Stahlkonstruktion sind eher selten. Manche Modelle von Ansitzleitern sind aus Aluminium gebaut. Bei mobilen Kanzeln wird aufgrund der Robustheit in der Regel das Fahrwerk inkl. Rahmen aus Metall gebaut.

Auf die Details kommt es an! - Montagerahmen aus Stahl (verzinkt) bieten Riegeljagdhochständen eine optimale Möglichkeit zur Verbindung der Ober- und Unterkonstruktion. - © Dominik Steinhauser

Montagerahmen aus Stahl (verzinkt) bieten Riegeljagdhochständen eine optimale Möglichkeit zur Verbindung der Ober- und Unterkonstruktion. © Dominik Steinhauser

Stangen- oder Kantholz?

Ob beim Bau von Hochständen zu Stangen- oder Kantholz (Schnittholz) gegriffen werden soll, hängt von einigen Faktoren ab. Stangenholz bietet den großen Vorteil, dass es oftmals direkt aus dem Revier entnommen werden kann und sowohl Transport- als auch Kostenaufwand in der Regel gering sind. Kantholz hingegen wird beim Baumarkt oder Sägewerk bezogen, was den Transportaufwand erheblich vergrößert.
Die Vorbereitung beim Einsatz von Stangenholz darf nicht vergessen beziehungsweise unterschätzt werden. Bis die Stangen ausgewählt, geschnitten, entastet, entrindet und getrocknet sind, bedarf es einiger Zeit und Energie. ­Anders ist dies bei Kantholz, denn dieses wird im Baumarkt verarbeitungsfähig bezogen. Nachschub kann rasch organi­siert werden und ist dann auch gleich einsatzbereit.
Hinsichtlich der geometrischen Form hat geschnittenes Kantholz aufgrund des konstanten Querschnitts die Nase vorn. Eine Serienfertigung (zum Beispiel bei Bodensitzen oder Riegeljagdhochständen) ist dabei bedeutend einfacher. Beim Verbinden von Kanthölzern ergibt sich im Gegensatz zu Stangenholz, welches zuvor an den Kontaktflächen abgeflacht werden muss, eine große Kontaktfläche. Rundstangen verjüngen sich in ihrem Durchmesser und sind entlang ihrer Stammachse nicht immer gerade. An den Holz­rändern beziehungsweise -enden reißt Stangenholz beim Nageln oder Schrauben ­tendenziell nicht so aus wie Kantholz, denn der natürlich gewachsene faserartige Aufbau wird belassen und nicht aufgeschnitten.
Optisch fügen sich gewachsene Rundstangen um einiges besser ­beziehungsweise unauffälliger in ihr natürliches Umfeld (vor allem in ­Waldbeständen). Kantholz sticht optisch mehr heraus und muss aufgrund der sägerauen Oberfläche auch mit Holzschutzfarbe bestrichen werden.
Stangenholz entrinden oder nicht entrinden – das ist hier die Frage. Die glasklare Antwort: entrinden! Geerntetes Holz kann sich nicht mehr auf natürliche Weise vor Fäulnis und Schädlingsangriffen schützen. Damit sich Schädlinge nicht unter der Rinde festsetzen und von dort aus das Holz zersetzen, sollte die Rinde jedenfalls entfernt ­werden. Hierfür stehen klassischerweise Schäleisen oder auch Fräsaufsätze für die Motorsäge zur Ver­fügung. Bei von Vollholzerntern (Harvestern) geschnittenen Stangen wird die Rinde entlang der gesamten Länge verletzt, worin sich wiederum Schädlinge einnisten können. Also: schälen!
Ein gutes Auskommen mit den Grundbesitzern des Jagdreviers ist nicht nur für die Einholung der ­„Aufstellungsgenehmigung“ eines Hochstandes wichtig, sondern auch in puncto Materialbezug sehr wertvoll. Dementsprechend ist Stangenholz in der Regel günstiger als Kantholz, ­welches im Baumarkt oder beim ­Sägewerk bezogen wird und ins Revier transportiert werden muss. Die Kosten für die Holzschutzfarbe sind auch noch zu berücksichtigen.

Auf die Details kommt es an! - Mit Schälaufsätzen auf Motorsägen ist das Entrinden von Rundstangen im Handumdrehen und mit überschaubarem Kraftaufwand erledigt. - © Dominik Steinhauser

Mit Schälaufsätzen auf Motorsägen ist das Entrinden von Rundstangen im Handumdrehen und mit überschaubarem Kraftaufwand erledigt. © Dominik Steinhauser

Verbindungsmittel

Zur kraftschlüssigen Verbindung von (Holz-)Bauteilen kommen beim Hochstandbau klassischerweise Nägel, Holzschrauben, Gewindestangen und Passbolzen zum Einsatz. Es hilft nichts, die stärksten Bauteile zu verwenden und bei der Dimension (Größe) der Verbindungsmittel zu sparen. Aber nicht nur bei der Dimension, sondern auch bei der Qualität darf nicht gespart werden.
Ein paar Euro können hierbei bereits ausschlaggebend sein, dass eine Holzschraube mangelnder Qualität bei ­Belastung abschert (reißt), wohingegen eine höherwertige noch hält. Es stellt sich die Frage, welches Verbindungsmittel in welcher Situation gewählt werden soll.

  • Nägel: Die Klassiker unter den ­Verbindungsmitteln sind definitiv Nägel. Mit ein paar Hammerschlägen sind sie im Holz versenkt und halten zwei Bauteile zusammen. Doch nach ein paar eingetriebenen großen Nägeln ist die Kraft gleich einmal dahin. Die Gefahr ist dann groß, dass ein Schlag nicht mehr genau sitzt, und schon ist der Nagel ­ver­bogen oder der Hammer landet im Holz und beschädigt es.
    Ein Entfernen eines bereits ein­geschlagenen Nagels ist auch nicht wirklich einfach und mit entsprechendem Aufwand verbunden. Qualitativ hochwertige Nägel sind etwas zäher als ihre spröden (minderwertigen/kostengünstigeren) Vertreter, weshalb sie bei Volumens­änderungen (zum Beispiel durch Feuchtigkeitszunahme) des Holzes durch ihren glatten Schaft mit der Zeit etwas aus dem Holz ragen.
    Sie „arbeiten“ quasi mit, anstatt zu reißen. Dies ist auch ein gewisser Vorteil von Nägeln gegenüber Holzschrauben, welche mit ihrem Gewinde im Holz verzahnt sind. Werden Nagel­verbindungen vor­gebohrt (mit dem 0,8-fachen Nageldurchmesser), ­entstehen keine Spaltrisse beim Einschlagen. Beim Nageln von schlanken Holzbrettern oder -bauteilen können ebenfalls Spaltrisse vermieden werden, wenn die Nagelspitze zuvor mit einem Hammer etwas stumpf geschlagen wird. Auf der sicheren Seite ist man, wenn die Einschlagtiefe des Nagels im haltenden Holz zwei Drittel der ­Nagellänge oder mehr beträgt.
  • Holzschrauben: Beim Bearbeiten von Holz werden sehr gerne Holzschrauben eingesetzt. Doch hier spielt die Qualität eine wesentliche Rolle. Wer hier Holzschrauben im Großgebinde günstigst kauft, spart definitiv am falschen Ort, denn diese sind zumeist nicht so ­„flexibel“ wie ihre höherwertigen Vertreter. Für den Hochstand­bau eignen sich besonders jene Holz(bau)­­schrauben für den ­(bewitterten) ­Außenbereich aus rostfreiem ­Edelstahl (Stainless, ­Bezeichnung zum Beispiel „A2“).
    Beim Bearbeiten von Holz können Holzschrauben mit einigen Vorteilen auftrumpfen. So sind diese im Handumdrehen eingeschraubt, heraus­gedreht und – falls notwendig – neu positioniert. Durch die Verzahnung des Gewindes mit dem Holz ist auch ihr Ausziehwiderstand höher als bei Nägeln. Das Vorbohren sollte mit einem Bohrer mit 0,7-fachem Schaftdurchmesser erfolgen.
    Werden stärkere Holzbauteile mit­einander verbunden, kommen im Segment der Holzschrauben so­genannte Holzbauschrauben zum Einsatz, welche eine Bandbreite an Durchmesser und Länge von 6×60 mm aufwärts bis hin zu 12×600 mm aufweisen.
    In der Regel müssen Holzbauschrauben nicht vorgebohrt werden, da ein integrierter Schaftfräser den Einschraubwiderstand ver­ringert.
  • Passbolzen und Gewindestangen: Für die Verbindung von stärkeren Holzbau­teilen (zum Beispiel Hauptstütze mit Querriegel) ­eignet sich der Einsatz von Passbolzen oder ­Gewindestangen. Für ­gewachsene Stangen ohne konstanten Querschnitt eignen sich Gewindestangen, welche auf die erforderliche Länge angepasst werden können. Die Löcher hierfür werden in der Regel mit Schlangenbohrern ­gebohrt, welche durch ihre Länge große Bauteile ­durch­dringen können. Durch die zusammen­gezogenen Unterlegscheiben und Muttern auf dem Passbolzen oder der Gewindestange werden die ­beiden Bauteile zusammen­gepresst und bekommen dadurch ihren Halt. Eine Orientierungshilfe für den Außendurchmesser der ­Unterlegscheibe ist zumindest der 3-fache Gewindestangen­durchmesser. Ab einem Holzdurchmesser von 100 mm sollte zumindest auf Passbolzen oder Gewinde­stangen ab M12 gegriffen werden, ab 140 mm zumindest auf M16.
Auf die Details kommt es an! - Eine gut sortierte Nagelkiste bietet je nach Anforderung die richtige Nageldimension. - © Dominik Steinhauser

Eine gut sortierte Nagelkiste bietet je nach Anforderung die richtige Nageldimension. © Dominik Steinhauser

Keine schwachen Bauteile

Die Sicherheit beim Hochstandbau ­beginnt bereits bei der Auswahl aus­reichend starker Bauteile und Ver­bindungsmittel. Eine Grundregel bei Holzverbindungen lautet, dass ­tragende Bauteile nicht geschwächt (zum Beispiel eingeschnitten) werden dürfen, um deren Tragfähigkeit nicht zu reduzieren. Somit ist die Planung bereits im Vorfeld ­essenziell. Wer ­bestimmte Grundregeln beim Hochstandbau einhält, kann gut und gerne die erstellten Revier­einrichtungen über Jahre oder Jahrzehnte hinweg jagdlich sicher nutzen. Es kommt eben auf die Details an.