Reportage

Aus Alt mach Neu: Jagdbüchse 4.0

26. Januar 2023 -
Aus Alt mach Neu: Jagdbüchse 4.0 - © Jakob Wallner/Martin Baumgartner
© Jakob Wallner/Martin Baumgartner

Wer hat nicht eine alte Büchse in seinem Gewehrschrank stehen, die er nicht mehr benützt? Oder Waffen, die man geerbt hat und die sich in einem nicht mehr ganz so guten Zustand befinden? – FBT, ein junges steirisches Start-up-Unternehmen, bringt diese auf den neuesten Stand.

Fein säuberlich nebeneinander aufgereiht, scheint es, als ob die Langwaffen im soeben geöffneten Waffenschrank darum wetteifern würden, welche mich beim bevorstehenden Reviergang begleiten darf. Auch wenn für die Sauen­birsch sowieso nur die Sauer 202 (im Kaliber 9,3×62) infrage kommt, bleibt mein Blick auf der jahrzehntealten Steyr Mannlicher (.243 Win.) haften. Dieses feine Gewehr habe ich vor vielen Jahren aus einem Nachlass erworben, doch seither fristet es neben den modernen Jagdbüchsen mit Mündungsgewinde und variablen Zielfernrohren ein Schattendasein. Ich ertappe mich bei dem ­Gedanken, die Büchse wieder auf den Markt zu werfen, doch ersticke diesen sofort im Keim. Nein, das bringe ich nicht übers Herz. Es muss eine ­andere Lösung geben. Da fällt mir das steirische Start-up FBT ein.

Moderner, effizienter

In den letzten Jahren hat sich auf dem Waffensektor einiges getan. Eine der wichtigsten Neuerungen ist der Schalldämpfer, der von Jägern mit ­gültiger Jagdkarte seit 1. 1. 2019 verwendet werden darf. Er dämpft den Schussknall im besten Fall so, dass er für das menschliche Ohr keine ­schädigende Wirkung mehr hat (abhängig von Kaliber, Schalldämpfergröße, -ausführung usw.). Neben dem gesundheitlichen Aspekt für Jäger und Hund bringt er aber auch noch weitere Vorteile, wie einen verringerten Rückstoß und in den meisten Fällen eine bessere Präzision. Nicht zuletzt ist in der Dämmerung durch den Wegfall des Mündungsblitzes auch ein Schusszeichen besser erkennbar. Jäger, die einen Schalldämpfer bei der Jagd verwenden, berichten auch von einem ­effizienteren Jagen, da oft gleich ­mehrere Stücke erlegt werden können. Gerade wenn es um den Abschuss von zum Beispiel Geißen und Kitzen geht. Als Nachteil kann bei Büchsen mit ­längeren Läufen eine gewisse „Kopf­lastigkeit“ ins Treffen geführt werden, die sich letztlich negativ auf die Führig­keit der Büchse auswirkt. Diesem ­Umstand wird in der Regel – wenn es das Kaliber „erlaubt“ – mit einer Laufkürzung ent­gegengewirkt, sodass die Büchse auch nach dem Aufsetzen eines Schalldämpfers noch führig bleibt.
Wie ich besitzen viele Jägerinnen und Jäger eine Büchse älterer Generation, die über kein Mündungs­gewinde verfügt. Da das Anbringen eines solchen mit höchster Präzision erfolgen muss und zudem einen neuen Beschuss der Waffe beim Beschussamt nach sich zieht, ist der Gang zu einem Büchsenmacher, der einen solchen Service ­anbietet, unumgänglich.

Carbonzeitalter

Meist ist es aber mit dem Schneiden eines Mündungsgewindes nicht getan, da viele Jäger heute noch wesentlich mehr Ansprüche an eine moderne Jagdwaffe stellen: Sie soll auch optimal passen, was alte Holzschäfte, die noch dazu über die Jahre eine gewisse Patina erhalten und unschöne Kratzer an­gesammelt haben, oft nicht bieten ­können. Zudem hat sich in letzter Zeit bei der Schäftung ein Trend zu Lochschäften mit steilerem Pistolengriff ­ergeben, da diese für viele jagd­liche Einsatz­gebiete Vorteile beim Schießkomfort bieten (Ausnahme: Bewegungs­jagd). Ein weiterer Trend, der sich ­zuletzt immer mehr abgezeichnet hat, ist die Ver­arbeitung des Werkstoffs Carbon, der nicht nur äußerst widerstandsfähig ist, sondern auch eine ­Gewichtsersparnis von bis zu einem Drei­viertelkilo mit sich bringt. Ein ­Aspekt, der gerade für Bergjäger interessant ist, wo jedes Gramm weniger zählt. Wenn ein Schaft dann noch über eine verstellbare Schaftbacke verfügt, ist er für nahezu jeden Jäger und jede Jägerin individuell einstellbar – und passt.

Aus Alt mach Neu: Jagdbüchse 4.0 - © Martin Grasberger

© Martin Grasberger

Egal, ob alte oder neue Büchse, wir bringen die Jagdwaffe ins 21. Jahrhundert. Und sind davon überzeugt, mit jungen Ideen und modernster Technik sämtliche Waffenmodelle fast ,besser wie neu‘ zu machen.
– Moritz Rainer, COO bei FBT (Fine Ballistic Tools)

Fine Ballistic Tools

In diese Kerbe schlägt das junge steirische Unternehmen FBT (Fine Ballistic Tools) mit Sitz in Gröbming, Bezirk Liezen. Im Jahr 2013 von Dr. Wolfgang Erhart aus dem Wunsch heraus gegründet, einen Carbonschaft für das eigene Gewehr anfertigen zu lassen, hat es sich zu einem nunmehr zehn Mitarbeiter zählenden Unternehmen entwickelt. Im Jahr 2017 ist der 26-­jährige Maschinenbauer Moritz ­Rainer als Miteigentümer eingestiegen, der mit seinem technischen Know-how, kombiniert mit frischem Innovationsgeist, die Produktentwicklung stetig vorantreibt. Im Sommer 2022 war es schließlich erforderlich, einen neuen Standort zu beziehen, der neben einem großen Verkaufsraum, einer Büchsenmacherwerkstatt, einer Produktionsstätte, Büros und Besprechungszimmer auch über unterirdische Schießplätze verfügt (sowohl ein Faustfeuerwaffen- als auch ein 100 m-Stand für Büchsen). Diese sind übrigens mit einer bei FBT erhältlichen Jahresschießkarte rund um die Uhr benützbar.
Mit dem Unternehmen wuchs auch das Produktportfolio und umfasst derzeit Carbonschäfte für etwa 62 verschiedene Waffenmodelle, 3D-gedruckte Schalldämpfer aus Aluminium oder Titan mit Carbonhülle oder die Beschichtung von Waffen. Vor Kurzem wurde „Verex Tactical Tuning“ integriert, ein Salzburger Unternehmen, das sich auf individuelle Waffenveredelung spezialisiert hat. Wer also möchte, kann bei FBT seine Faustfeuerwaffe skelettieren, mit Cerakote, PVD oder DLC beschichten, mit Laser gravieren oder mit einem Red-Dot-Visier auf­rüsten lassen. Dieser Schritt war ­insofern wichtig, als dass man nun bei FBT in der Lage ist, alte (Jagd-)Waffen vollkommen neu aufzubauen, sodass der Kunde am Ende der Bearbeitung ein modernes, ergonomisches Jagd­gewehr in Händen hält, das aber nicht seine „Seele“ verloren hat. „Cerakote ist momentan wahrscheinlich die beste Methode, eine in die Jahre gekommene Brünierung auszutauschen. Es handelt sich dabei um eine deckende, abriebfeste Lackierung mit nur 0,025 mm Schichtstärke, welche zudem die Möglichkeit eröffnet, verschiedene Farben zu realisieren“, erklärt uns Moritz bei unserem Besuch im nagelneuen FBT-Head­quarter in Gröbming.

Modulares Schaftsystem

Der Vorteil am modularen Schaftsystem von FBT ist, dass Vorder- und Hinterschaft der neuesten Schaftgeneration UNIC („Universal Carbon“) aus Carbon bestehen, während der Mittelschaft mit der Systembettung aus dem ­3D-Drucker stammt. Dies bietet den großen Vorteil, verschiedenste Waffensysteme integrieren zu können, ohne Unmengen an Zeit und Geld für ­Engineering oder den Bau von Formen bzw. Werkzeugen aufwenden zu müssen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man damit immer dieselbe Ergonomie für jedes Waffensystem anbieten kann. „Wenn ich von Ergonomie spreche, dann meine ich die Position der Hand auf dem Pistolengriff und den Abstand zum Abzugszüngel“, erklärt uns Moritz. „Es ist uns wichtig, dass jeder Schütze möglichst spannungsfrei, in optimalster Art und Weise, seine Präzision er­bringen kann. Über die 62 Modelle ­hinweg ­bekommt man bei uns, ab­gesehen von den verschiedenen Repetiermechanismen und anderen Details, also das Gefühl, immer dieselbe Waffe in der Hand zu halten. Eine uralte Steyr Mannlicher fühlt sich nach dem FBT-Umbau wie eine nagelneue Blaser R8 an, weil das Züngel an exakt derselben Position ist“, führt Moritz aus. Vorteile eines solchen FBT-Umbaus (geeignet für alle Waffen­modelle) mit Carbonschaft „UNIC“:

  • Reduktion des Gesamtgewichts
  • um etwa 650 g
  • verbesserte Schießergonomie durch moderne Schaftgeometrie
  • höhenverstellbare Schaftbacke
  • individualisierbare Designs: erhältlich in verschiedenen Farben

Schalldämpfer

Auch beim Bau von Schalldämpfern hat sich FBT mittlerweile einen Namen ­gemacht. Neu ist etwa die kompakte INCA-­Serie, bei welcher der Fokus nicht nur auf der technischen Dämpfungsleistung liegt, sondern auch auf einer herausragenden Klangcharakteristik. Als besondere Merkmale dieser Schalldämpfer können die 3D-gedruckte ­Innenstruktur und die Carbon-­Ummantelung genannt werden. Durch die große Innenoberfläche wird der „Erstschuss-Effekt“ bestmöglich ausgeschaltet, was gerade im jagdlichen Gebrauch von eminenter Bedeutung ist. Erhältlich ist die INCA-Serie als ­Integral-, Aufsatz- oder Overbarrel-Schalldämpfer.

Umbau in der Praxis

Wir haben bei unserem Besuch bei FBT eine alte Steyr, Modell L, im ­Kaliber .243 Win. mitgebracht, um einen Umbau in der Praxis mitzuverfolgen. Dieses Gewehr hat zwar noch nicht viele Schuss auf dem Buckel, ist aber doch schon in die Jahre gekommen – eine sehr gute Büchse, die aber dennoch niemand mehr verwenden wollte. Sie wurde von FBT zu einer hoch­modernen Jagdwaffe umgebaut:

  • Laufkürzung von 60 cm auf 50 cm
  • Anbringung eines Mündungs­gewindes
  • Anbringung des Aufsatz-Schalldämpfers FBT INCA 32K OBS mit nur 12 cm Länge
  • graue Cerakote-Beschichtung
  • neuer Carbonschaft FBT UNIC mit höhenverstellbarer Schaftbacke
  • Montage des neuen Zielfernrohrs GPO Spectra 2–12×50i
  • Einschießen

Diese hier beschriebene Jagdbüchse ist nach dem Umbau nicht wieder­zuerkennen und auf dem neuesten Stand der Technik. Und: Sie darf sich auf einen neuen Besitzer freuen, denn sie wird am 19. 2. 2023 im Rahmen
der „Hohen Jagd & Fischerei“ in Salzburg von WEIDWERK und FBT verlost. Lassen Sie sich diese einmalige Chance nicht ent­gehen und schauen Sie bei der WEIDWERK-Bühne in Halle 10 vorbei. – Dort Gewinnkupon ausfüllen, in die Gewinnbox einwerfen und (hoffentlich) gewinnen!

Aus Alt mach Neu: Jagdbüchse 4.0 - © Martin Grasberger
© Martin Grasberger
Aus Alt mach Neu: Jagdbüchse 4.0 - © Martin Grasberger
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Aus Alt mach Neu: Jagdbüchse 4.0 - © Martin Grasberger
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Aus Alt mach Neu: Jagdbüchse 4.0 - © Martin Grasberger
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Aus Alt mach Neu: Jagdbüchse 4.0 - © Martin Grasberger
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